Universität des Saarlandes
Fachschaft Computerlinguistik
Proceedings 17. StuTS

Dehnung und Schärfung
in der Orthographie

Jochen Trommer · Bramscherstraße 75 · 49088 Osnabrück

MOPs ist ein Projekt an der Uni Osnabrück, in dem wir, acht Computerlinguistik- und Sprachwissenschaft-Studenten, zusammenarbeiten, um ein computergestütztes Lehrsystem zu entwickeln, das Grundschulkindern beim Erwerb der deutschen Orthographie helfen soll. MOPs beruht auf der Beobachtung, daß die Orthographie-Fehler, die Kinder machen, durchaus systematisierbar sind, also auch ein »intelligentes« Computersystem adäquate Übungsvorschläge für einzelne Fehler machen kann. Um dies zu zeigen, haben wir ein kleines Fehlerkorpus ausgewertet, in dem wir immerhin 80% der Fehler auf relativ wenige Fehlertypen zurückführen konnten. Das war auch der Einstieg für die AG. Die AG sollte außerdem die theoretischen Probleme demonstrieren, die für uns bei dem Projekt bisher aufgetaucht sind, insbesondere den Konflikt zwischen leichter Implementierbarkeit und pädagogischer Verwertbarkeit. Z. B. lassen sich für das Doppel-»L« in wollt mehrere Erklärungen finden. Man könnte sagen, daß in wollen das »L« gedoppelt wird, weil intervokalische einfache Konsonanten nach Kurzvokalen grundsätzlich gedoppelt werden, und wollt das Doppel-»L« von wollen »erbt«. Alternativ dazu läßt sich annehmen, daß die Morphemgrenze entscheidend ist, d. h. daß einfache Konsonanten zwischen Kurzvokalen und bestimmten Morphemen gedoppelt werden (woll+en, woll+t) gedoppelt werden. (Beides sind natürlich Vereinfachungen). Die erste Variante ist nach unserer Ansicht leichter »verdaulich« für die Kinder, die das Programm benützen sollen, die zweite hingegen einfacher zu implementieren. In der AG wurde am Fehlerkorpus kritisiert, daß Fehler nicht nach regionaler Herkunft analysiert wurden (Dialekte als mögliche Fehlerquelle).

Es wurde gefragt, ob unser Ansatz, Kindern explizite Regeln zu präsentieren, anstatt sie implizit lernen zu lassen, angemessen ist. Mehr Aufschluß darüber werden uns erste Anwendungsversuche unseres Programms geben, die im Augenblick vorbereitet werden, und über die wir bei der nächsten StuTS berichten werden.


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